Audi Denkfabrik

Offene Räume, Leseecke mit Sesseln und Teppich und das Café immer in greifbarer Nähe: Das Betahaus in Berlin schafft eine gemütliche Arbeitsatmosphäre und ist die neue Heimat der Audi-Denkwerkstatt.

Anregende Jazz-Musik schallt durch den Raum und ein Duft von frischen Croissants liegt in der Luft. An abgenutzten Holztischen tippen Leute auf ihren Laptops, reden leise mit den Sitznachbarn oder studieren Unterlagen – still beobachtet von verblühten Narzissen in kleinen Glasvasen auf den Tischen.

Trotz rustikaler Atmosphäre und arbeitender Gäste geht es im Café des Betahauses in Berlin gemütlich zu. Nicht zuletzt sorgt dafür auch ein Podest aus Holz, das an ein Hochbett erinnert. Darauf stehen zwei alte Sessel aus Großelterns Zeiten, in denen die rund 500 im Betahaus arbeitenden Freelancer, Gründer, Techies und Macher der Start-Up Szene entspannen können.

Dass in den Bücherregalen der Library Titel wie „Rising Stars“ oder „Mein Name ist Revolution“ stehen, mag Zufall sein – oder auch gewollte Motivation.

17 Audi-Mitarbeiter arbeiten im Berliner Betahaus

Das Betahaus versteht sich als 4.000 Quadratmeter großer Co-Working-Space und einen Mittelpunkt der Berliner Start-Up Community. Seit September 2016 arbeiten dort auch 17 Mitarbeiter aus verschiedenen Geschäftsbereichen von Audi. Sie suchen als agile Einheit, losgelöst von der Konzernzentrale in Ingolstadt und dem Standort Neckarsulm, nach neuen Geschäftsmodellen, Trends und Kooperationspartnern.

In kleinen Teams beschäftigen sie sich mit den Fokusfeldern Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Urbanisierung. Um neue Produkte und Services zu entwickeln, die über das Auto hinausgehen, orientieren sich die Projektteilnehmer stark an den Bedürfnissen der Menschen im urbanen Umfeld.

Ein inspirierendes Umfeld ist für die tägliche Arbeit der Audi Denkwerkstatt deshalb besonders wichtig. „Berlin ist repräsentativ für die Megacities dieser Welt und bietet eine hohe Diversität“, erklärt Matthias Brendel die Standortwahl.

Audi Denkwerkstatt

Sebastian Schwartze (r.) und Matthias Brendel leiten die Audi.Denkwerkstatt.

Der gelernte Ingenieur aus der Audi-Motorenentwicklung leitet zusammen mit Sebastian Schwartze die Denkwerkstatt. Für Schwartze, der eigentlich bei Audi im Design arbeitet, ist die Stadt noch viel mehr als das europäische Start-Up-Zentrum: „Hier kommen alle aus der Szene mal vorbei, Berlin ist wie ein Bahnhof und für uns die perfekte Startrampe.“

Audi Denkwerkstatt: keine Angst vor Ideenklau

Das Audi Team sitzt in einem 60 Quadratmeter großen Raum inmitten eines Co-Working-Spaces – ohne Abschirmung oder Geheimhaltung. Angst vor Ideenklau hat im Betahaus niemand: Überall kleben bunte Post-it-Zettel, die wie Farbtupfer in der karg eingerichteten Etage wirken. Denn diese erinnert mit hoher Decke, weißen Backsteinwänden und sichtbaren Rohrleitungen eher an ein Lagerhaus.

„Sich einzuschließen ist der größte Fehler. Nur offenes Auftreten und Dialog bringen uns weiter“, sagt Brendel. Wie wichtig diese Haltung ist, belegt Schwartze an einem Beispiel und schmunzelt: „Vor wenigen Wochen stand ein Mitarbeiter der Botschafter von Australien auf einmal vor uns. Sie war auf der Suche nach einer Landingplattform für australische Start-Ups in Berlin. Ein paar Minuten später hatten wir schon einen Termin bei der Botschafterin.“

Start-Up und Global Player: im Betahaus lernen beide voneinander

Für Audi ist die Denkwerkstatt ein Experiment, um herauszufinden, wie sich das Unternehmen in der Start-Up-Szene am besten engagieren kann. „Warum sollten wir etwas neu erfinden, das ein Start-Up draußen schon kann“, sagt Leiter Matthias Brendel. „Audi ist für ein Start-Up wie eine riesige Blackbox. Die wissen nicht, auf wen sie zugehen sollen. Hier kommt die Denkwerkstatt ins Spiel. Wir beobachten und stellen Kontakte her. Wenn man es zulässt, können beide Welten viel voneinander lernen.“

Audi Denkwerkstatt

Audi Blog-Autor Benedikt Still (l.) im Gespräch mit Sebastian Schwartze und Matthias Brendel.

Worin sind beide Welten unterscheiden ist die Geschwindigkeit: Start-Ups zeichnen sich durch eine hohe Dynamik aus. Sie entwickeln Produkte sehr schnell und beziehen die Kunden bereits im Prototypen-Status ein. Dabei Fehler zu machen oder mit einen Projekt zu scheitern gilt nicht als Schande – im Gegenteil, es gehört fest zu ihrer Kultur. Für prozess- und hierarchiegeprägte Autokonzerne ist das heute noch ein Wunschdenken.

Know-How statt Kapital

Im Gegenzug können Start-Ups auch von Audi lernen. „Wir merken in den Gesprächen immer, wie stark die Marke ist“, erklärt Sebastian Schwartze. Dass es die jungen Unternehmen weniger auf Kapital abgesehen haben, gehörte zu den Learnings der Denkwerkstatt. „Prüfzentren, Windkanal oder Erfahrung in Sachen Qualität sind für Start-Ups interessanter. In der gemeinsamen Arbeit steckt der große Mehrwert und die Win-Win-Situation“.

Entsprechend gestaltet sich die Zusammenarbeit: Statt ein Start-Up aufzukaufen, bietet Audi vor allem Kooperationen und Zugang zu betrieblicher Infrastruktur an. Die Experten erhoffen sich davon neue Ideen und Impulse für die Mobilität von morgen, denn sie sehen die Branche vor einem epochalen Umbruch.

Audi Denkwerkstatt

Den Audi Konzern mit ein wenig Start-Up Mentalität würzen, darum geht es unter anderem bei der Audi.Denkwerkstatt im Betahaus Berlin.

Auf die Frage, ob Audi vor Start-Ups und neuen Playern zittern muss, reagiert Schwartze gelassen: „Wir arbeiten bei Audi sehr komplex, was für unsere Autos und Qualitätsansprüche aber notwendig ist. Mit reiner Start-Up-Mentalität ginge das nicht. Was die Audi-Mannschaft täglich leistet ist enorm. Da jetzt noch ein bisschen Gewürz drüberstreuen und an den richtigen Ecken Start-Up werden, dann wird das eine sehr gute Mischung.“

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Quelle: Audi Blog

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