Kälteerprobung der Audi Wischsysteme

Blog-Autorin May-Britt Peters hat die Audi Entwickler mit zu ihrer Kälteerprobung in die Alpen begleitet und erkundet, wie Wischsysteme getestet werden, bevor sie ins Auto kommen.

Sechs Uhr morgens. Minus zehn Grad. Ich stehe auf einem dunklen Parkplatz und vergrabe meine Hände tief in den Jackentaschen. Vor mir reihen sich sechs Audi auf, umringt von hellwachen Ingenieuren. „Motor an!“, ruft Stephan Häfner, Audi Versuchskoordinator für Wisch- und Waschsysteme, und blickt auf den Bildschirm einer Infrarot-Kamera. Der Motor des weißen Audi A8 springt an.

„Mithilfe der Kamera können wir das Auftauverhalten der Scheibe präzise überprüfen“, erklärt mir der studierte Maschinenbauer. „Wichtig ist, dass als erstes der Bereich rund um die Scheibenwischer auftaut.“ Mit einem zufriedenen Nicken winkt er mich weiter zum nächsten Fahrzeug, um hier die Ausfahrzeit der Sensoren für die Assistenzsysteme zu prüfen.

Was die Wischeranlagen und Waschsysteme aushalten müssen

Wie jedes Jahr im Februar sind die Audi-Entwickler im österreichischen Kaunertal, um die neuesten Wisch- und Waschsysteme unter extremen Winterbedingungen zu testen. Und dieses Mal bin ich mittendrin. Die Liste der zu testenden Systeme und Bauteile ist lang: Wischarme, Wischeranlagen und Waschsysteme für Sensoren müssen sich bei Minusgraden, Schnee und stark mit Salz gestreuten Straßen beweisen. Mit eisigen Füßen wird mir schnell klar, warum gerade die Alpen zu dieser Jahreszeit die perfekten Bedingungen für diesen Härtetest bieten.

Kurz bevor sich die Testkolonne in Bewegung setzt, bauen Häfner und seine Kollegen noch die letzten Prototypen auf die Fahrzeuge. „Wir fahren bei unseren Erprobungen mit ganz normalen Serienfahrzeugen und rüsten diese mit unseren neuesten Entwicklungen aus“, erläutert er. „So können wir uns viel freier bewegen, als wenn wir hunderte Kilometer mit einem Erlkönig unterwegs wären.“

Kälteerprobung der Audi Wischsysteme

Audi prüft die Prototypen auf Herz und Nieren: Die Alpen bringen mit ihren Höhenunterschieden extreme Temperaturschwankungen mit sich, auf die Fahrzeugsensorik und Wischsoftware reagieren.

Das Ziel unserer Tour ist Meran in Südtirol. Von Beginn an werden die Systeme auf Herz und Nieren getestet. Zur Aufzeichnung ihrer Erkenntnisse nutzt das Team Hochgeschwindigkeitskameras auf dem Dach der Fahrzeuge und reguläre GoPro-Kameras.

Mehr Sicht heißt mehr Sicherheit

Das oberste Ziel der Entwickler ist, mit möglichst wenig Wischwasser den perfekten Durchblick sowie ein homogenes Wischverhalten der Scheibenwischer zu erzeugen. Auch mir braucht heute keiner zweimal erklären, warum eine saubere, streifenfreie Scheibe bei diesen feuchten Straßenverhältnissen von zentraler Bedeutung ist. Häfner lässt keinen Tropfen oder Streifen auf der Scheibe unkommentiert: „Die Wasseraufbringung muss optimal abgestimmt sein. Unsere Kunden sollen ja nicht öfter Wischwasser auffüllen, als sie tanken.“

Kälteerprobung der Audi Wischsysteme

Die Audi Entwickler sind immer auf der Suche nach Extrembedingungen – saubere Straßen sind da weniger gefragt als Pfützen und Matschlöcher.

Unser Weg führt über den Reschenpass rauf auf 1.500 Meter und wieder runter auf etwa 300 Meter über dem Meeresspiegel. Dieser Höhenunterschied bringt starke Temperaturschwankungen mit sich. „Die Systeme sind extrem von Temperatur und Geschwindigkeit abhängig“, erklärt Häfner. „Die Wischsoftware und die Fahrzeug-Sensorik passen das Wasser an die Außenbedingungen an.“

Im Sommer wird leichter Schmutz beispielsweise mit weniger Wasser entfernt. Im Winter, wo Dreck, Salz, Nässe und Kälte die Sicht besonders einschränken, gönnt das frostsichere Waschsystem den Scheiben etwas mehr Wasser. Außerdem wirken während der Fahrt unterschiedliche Windkräfte auf den Wischarm. Um trotzdem ein homogenes Wischverhalten zu erzielen, reguliert die Wischersoftware kontinuierlich die Leistung der Anlage.

Stets auf der Suche nach Extrembedingungen

„Das ist mir zu wenig Druck“, moniert Häfner über Funk, der den Fahrern stets den direkten Austausch ermöglicht. Bei der nächsten Möglichkeit stoppen wir. Die Einstellungen werden angepasst und der Test wiederholt. „Je früher wir die Systeme unter realen Bedingungen testen, desto mehr Spielraum bleibt uns, die Geometrien anzupassen“, erklärt er.

In Meran angekommen, verschwinden unsere Jacken, Mützen und Schals im Kofferraum. „Das Wetter will heute einfach nicht mitspielen“, sagt Häfner ein wenig verärgert und blinzelt in die warme Mittagssonne. Doch die ständige Suche nach Extrembedingungen macht das Team flexibel: Auf dem Rückweg geht es für uns also weg von den Landstraßen und die engen Serpentinen hinauf.

Warum die Entwicklung bis zu vier Jahre erfordert

Seit zwölf Jahren begleitet Häfner die Erprobungsfahrten nun schon. Die Freude am Testen hat er dabei nie verloren. Mit jeder Pfütze und jedem Matschloch steigt die Stimmung des Versuchskoordinators. „Endlich schmutzige Straßen“, freut sich Häfner über Funk. „Bitte alle aufschließen!“ Die Gischt des Audi Q5 vor uns, fordert den Scheibenwischer unseres A4 heraus. Erneut wird mir bewusst, wie wichtig perfekt funktionierende Scheibenwischer sind, damit man nicht im Blindflug unterwegs ist – und wie viel Präzisionsarbeit hinter deren Entwicklung steckt.

„Jeder Bauraum und jede Scheibengeometrie ist anders,
daher stimmen wir die Systeme individuell ab.

Stephan Häfner

„Jeder Bauraum und jede Scheibengeometrie ist anders“, ergänzt der Audi-Entwickler. „Daher stimmen wir die Wisch- und Waschsystem für jedes Fahrzeug individuell ab.“ Nur so könne das perfekte Wischverhalten abgebildet werden.

Kälteerprobung der Audi Wischsysteme

Die Kältefahrt ist nur ein Bestandteil der gesamten Erprobungs- und Entwicklungsphase, die bei Audi bis zu vier Jahren dauert.

Vier Jahre dauert die Entwicklung eines neuen Scheibenwischers vom Konzept zum Serieneinsatz. Dafür muss er neben der Kältefahrt, 1,5 Millionen Zyklen auf dem Prüfstand durchlaufen, bei einer Schmutzfahrt in Irland beißendem Wind und regennasser Fahrbahn trotzen und beim Verschmutzungstest im Windkanal überzeugen.

Am Abend bricht das Team zu einer weiteren Erprobungsrunde auf. „Bei Gegen- und Streulicht zeigt sich die Qualität der Systeme noch deutlicher“, sagt Häfner beim Abschied. Als die Kolonne losrollt, bin ich bereits auf dem Rückweg nach Ingolstadt. Nie wieder werde ich meine sauberen Scheiben als selbstverständlich erachten.

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Verbrauchsangaben Audi A3: Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km: 7,1 – 3,7; CO2-Emission kombiniert in g/km: 163 – 98; Audi A4 Avant: Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km: 7,6 – 3,8; CO2-Emission kombiniert in g/km: 175 – 99; Audi A4: Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km: 7,6 – 3,7; CO2-Emission kombiniert in g/km: 175 – 95; Audi A8: Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km: 11,2 – 5,7; CO2-Emission kombiniert in g/km: 259 – 146; Audi Q5: Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km: 8,5 – 4,5; CO2-Emission kombiniert in g/km: 195 – 117; Audi Q5: Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km: 8,5 – 4,5; CO2-Emission kombiniert in g/km: 195 – 117; Audi A8 L: Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km: 11,2 – 5,8; CO2-Emission kombiniert in g/km: 259 – 148 // www.audi.de/DAT-Hinweis

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Quelle: Audi Blog

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