November 1968, Bastia: Kurz vor dem Start zur Rallye Korsika schnappt sich Rennfahrzeug-Chefentwickler Peter Falk seinen Top-Werksfahrer Vic Elford zum Einzelgespräch. „Wir brauchen für Rallyes wie diese einen französischen Fahrer – wen würdest Du nehmen?“ „Quick Vic“ überlegt. Er würde gerne seinen guten Freund Jean-Francois Piot empfehlen, aber er kennt noch einen besseren Piloten: „Nehmt Gérard Larrousse.“

Jetzt haben sie sich wieder getroffen – natürlich auf Korsika, zur 17. „Tour de Corse Historique“. Im Gegensatz zu damals müssen sie heute nichts mehr beweisen – deshalb starteten sie in je einem 911 SC/RS nicht in der Klasse „VHC“, wo es tatsächlich nur auf die Minimalzeit in alten Rallyeautos bei den 18 Spezialetappen ankommt. Sie waren in „VHRS“ gemeldet – der touristischen Gleichmäßigkeitsfahrt. Doch: Touristisch waren bei den beiden Profis höchstens die identischen Sportschuhe, die sie sich gleichzeitig vor Ort kauften. Und gleichmäßig war nur das hohe Tempo, mit denen die beiden die anspruchsvollen Pisten in fantastischer Umgebung in Angriff nahmen.

Die „Rallye der 10.000 Kurven“

Die Rallye Korsika war und ist so berühmt wie gefürchtet. Die erste Ausgabe startete 1956 und führte einmal knapp 1.300 Kilometer um die gesamte Insel, deren Straßen nach wie vor so gut wie keine Geraden kennen. „Jeder wollte dieses Rennen damals gewinnen,“ erinnert sich Larrousse, „genauso wie man besonders auf dem Nürburgring siegen wollte.“

Tour de Corse, 2017, Porsche AG

Die „Tour de Corse Historique“

Die heutige historische Rallye ist übrigens kaum weniger anspruchsvoll als die Läufe für die aktuelle Weltmeisterschaft, die mit Unterbrechungen seit 1973 hier ausgetragen werden: 800 Kilometer Gesamtlänge und 340 Kilometern Sonderprüfungen stellen hohe Ansprüche an Mensch und Material. Die Streckenverläufe sind kein Stück gerader als bei den WM-Läufen, die Ziegen auf dem Asphalt genauso stur und die Steinschläge genauso überraschend.

Porsche 911 SC/RS: Nur 20 Stück gebaut

Nutzten Elford und Larrousse einst den 911 und 911 R, konnten sie diesmal die beiden 911 SC/RS aus dem Porsche Museum über Napoleons Heimatinsel pilotieren. Und zwar Nummer 1 und Nummer 5: Die 1 ist ein restauriertes Exemplar von den insgesamt 20 leichtgewichtigen und leistungsstarken 911 die Porsche 1984 als Sonderserie baute. Die 5 ist noch das originale Homologationsauto, das auch der Dienstwagen des legendären Renningenieurs Roland Kussmaul fungierte.

Gérard Larrousse, 911 R, Tour de Corse 1969, 2017, Porsche GA

Gérard Larrousses 911 R bei der Tour de Corse 1969

Beide Rennwagen glänzen mit je einem Dreiliter-Saugmotor und konventionellem Heckantrieb. Diese Breitensport-911 wurden für den Einsatz in der Gruppe B homologiert mit Focus auf den Rallye-Sport. Durch Eingriffe im Motor stieg die Leistung von serienmäßigen 204 auf sportliche 250 PS, das Gewicht sank durch viele Maßnahmen auf 960 Kilo. Die 911 SC/RS wurden ausschließlich in Weiß geliefert – die Basis für die jeweilige Sponsorlackierung.

Erster Porsche-Sieg im Jahr 1960

„Die ‚Rallye Corse Historique’ ist eine wunderbare Zeitreise in die französische Rallyekultur der 1980er Jahre. Sie bietet ernstzunehmenden Motorsport, faszinierende Landschaften und eine besonders kameradschaftliche Atmosphäre,“ begründet Korsika-Teamchef Alexander Klein die Wahl des diesjährigen Porsche-Highlights im historischen Motorsport. Den ersten Porsche-Sieg fuhren hier Herbert Linge und Paul-Ernst Strähle auf einem Porsche 356 B 1600 GS Carrera GT Coupé ein. „Die Orte, an denen Porsche sehr erfolgreich war, sind natürlich besonders interessant für das Porsche-Museum,“ führt Klein aus, „und wir freuen uns sehr, 50 Jahre nach dem ersten Einsatz eines 911 R bei der Rallye Korsika neben den beiden Rallyelegenden Elford und Larrousse auch die beiden 911-Rallye-Modellen an den Start gebracht zu haben.“

Oktober 2017, Porto Vecchio: Zwei gute Freunde gehen zufrieden nach getaner Arbeit einen Wein trinken. Gérard Larrousse ist heute 77 Jahre alt, Vic Elford 82. Dessen Tipp im Jahre 1968 war übrigens goldrichtig: Larrousse gewann 1969 auf dem 911 R nicht nur die Tour de Corse, sondern auch noch die Rallye Neige de Glace und das Etappenrennen Tour de France d’Automobile.

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Quelle: Porsche Newsroom

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