Alle Nervenbahnen des menschlichen Gehirns hintereinandergereiht ergäben eine kaum vorstellbare Länge: 5,8 Millionen Kilometer, fast 150 Mal um die Welt. Das Gehirn, in dem bis zu 100 Milliarden Neuronen verknüpft sind, ist eine hochkomplexe Konstruktion, ein echtes Kunstwerk – vor allem für einen Mann wie Ha Yoon. Der Südkoreaner ist Neurochirurg. Das zentrale Nervensystem des Menschen ist sein Spezialgebiet und es ist zugleich die Inspirationsquelle für den Mediziner. Denn den Geist lockern, das gelingt dem 54-Jährigen am besten, wenn er Kunst kreiert. Kopfkunst.

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37° 25’ 11.3” N 122° 12’ 09.7” W: In dem Bild Wave Particle Duality in Quantum Physics verwebt Ha die Umgebung des Stanford Linear Accelerator Center, eines Forschungslabors an der Stanford University in Kalifornien, USA.

Im Jahr 2020 entdeckte Ha Yoon eine innovative Möglichkeit, um diese Inspiration gestalterisch zum Ausdruck zu bringen: Er zeichnete menschliche Gehirne auf seinem Tablet. Zeitgleich entwickelte sich eine neue Technologie: die Non-Fungible Tokens, kurz NFTs. Das sind zertifizierte digitale Kunstwerke, deren Einzigartigkeit garantiert wird. So begann im digitalen Raum eine ungewöhnliche Künstlerkarriere, die den Porsche-Fahrer Ha Yoon in Südkorea populär machte.

Ha Yoon, 2022, Porsche AG
Besondere Inspiration: Neurochirurg und Künstler Ha Yoon in einer bunten Gasse von Seoul.

Wir treffen Ha im Homeoffice in Seoul, Zehn-Millionen-Metropole und Hauptstadt Südkoreas. Mit der Halogenlampe an der niedrigen Decke versprüht der Raum eher den Charme eines Krankenhausbüros als eines Ateliers. Doch ein Blick an die weißen Wände genügt, um zu erkennen, dass Ha Yoons Faszination für das Gehirn auch nach einem langen Arbeitstag nicht endet. Denn das cleane Ambiente wird bereichert durch farbige Exponate seiner Kunst. Digitale Arbeiten, für den Betrachter ausgedruckt. Ergänzt um Aquarelle aus einer Zeit, in der der Neurochirurg noch mit Wasserfarben arbeitete. „Meine Begeisterung für das menschliche Gehirn ist auch hier schon erkennbar“, sagt er und deutet auf die geschwungenen Linien im Hintergrund seiner frühen Arbeiten. „Es sind Berge, aber eben auch neuronale Wellen.“

Inspiration aus dem Beruf

Für gewöhnlich spricht Ha ruhig, wählt seine Worte dosiert. Jetzt aber, als es um seine Werke geht, verwandelt sich der Neurochirurg in den Künstler. Seine Augen leuchten, seine Sprache beschleunigt sich, er sprüht vor Leidenschaft und Freude. „Jede Farbe stellt einen separaten Moment der Erinnerung dar“, erklärt Ha die bunten Kunstwerke. „Aber alle Farben in Kombination stehen für die gesamte Erinnerung.“ So sieht die Inspiration also aus, die Ha aus seinem Beruf schöpft und in seiner Kunst zum Ausdruck bringt: Die verschachtelte Komposition repräsentiert die neuronalen Netzwerke, das Farbenspiel das menschliche Erinnern, das Erleben. 

Ha zeigt auf ein zentral im Büro platziertes Gemälde: Ein rosa Kaleidoskop thront auf feuerrotem Hintergrund. Unzählige Verästelungen, Spiralen und Formen dominieren das Bild; umfasst wird das alles von einem roten Meer. „Das Gehirn während der Kirschblüte“, sagt Ha und lächelt. „Wenn in Südkorea die Kirschbäume blühen, beginnt ein Farbspektakel, das unser Denken, Fühlen und Wahrnehmen völlig erfasst. Unser Geist spiegelt dann die Facetten dieser Blüte wider. Das wollte ich zum Ausdruck bringen.“

<a href="https://newsroom.porsche.com/de/2022/szene-passion/porsche-ha-yoon-neurochirurg-kuenstler-mindmaps-christophorus-403-28749.html#" title="Nucleus and Universe, Ha Yoon, 2022, Porsche AG" class="full-width lightbox-image" itemprop="contentUrl" data-image="/.imaging/mte/porsche-templating-theme/image_1080x624/dam/pnr/2022/Scene-Passion/Christophorus-Ha-Yoon-/b-Yoon5.jpeg/jcr:content/b-Yoon5.jpeg" data-title="Nucleus and Universe, Ha Yoon, 2022, Porsche AG" data-format="JPG" data-size="1 MB" data-selection-url="#" data-asset-id="asset-jcr-19e57808-22f8-4285-ae51-82e34eaa0b4f" data-asset-info="46° 13’ 59.0” N 6° 03’ 20.5” E: Die Koordinaten in Nucleus and Universe verweisen auf das Schweizer Kernforschungsinstitut CERN, berühmt für den leistungsstärksten Teilchenbeschleuniger der Welt.
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46° 13’ 59.0” N 6° 03’ 20.5” E: Die Koordinaten in Nucleus and Universe verweisen auf das Schweizer Kernforschungsinstitut CERN, berühmt für den leistungsstärksten Teilchenbeschleuniger der Welt.

Das Kunstwerk ist Teil der Serie Map on the Brain. In einem assoziativen Arrangement verwebt der Künstler auch die kartografische Darstellung realer Orte in seinen Bildern. Für Ha bestehen Karten aus Symbolen wie Brücken oder Flüssen. „Ganz gleich, welcher kulturelle Hintergrund“, sagt er, „diese Symbole versteht jeder.“ Die mit angegebenen Koordinaten verorten das Werk in der realen Welt. „Gleichzeitig wird der Ort vom physischen Gebäude zur abstrakten Kunst“, so Ha.

Bereits als Kind begegnete Ha das Thema Gestaltung. „Meine Mutter war Kunstlehrerin“, sagt er. „Sie zeigte mir, wie viel Freude dadurch entstehen kann.“ Sein Vater war Leiter des Nationalmuseums für moderne und zeitgenössische Kunst in Seoul. Er gilt als einer der Begründer der koreanischen Avantgarde. „Sein Umgang mit Farben inspiriert mich bis heute“, sagt Ha und blickt, als bräuchte es den Beweis, zu einem bunten Spektakel an seiner Bürowand.

Seoul, 2022, Porsche AG
Seoul

Doch es brauchte fünf Jahrzehnte, ehe der Neurochirurg dem Vorbild seiner Eltern folgte. „Bevor ich mit dem Malen begann, war ich ein Workaholic“, erinnert er sich. „Ich spezialisierte mich auf komplexe Operationen wie Fehlstellungen an der Wirbelsäule oder das Entfernen von Tumoren. Nebenher flog ich um die Welt, um Kongresse zu besuchen.“ Mittlerweile hat Ha seinen Anker gefunden, ist ruhiger geworden, wenn auch nicht komplett: Aktuell ist er Professor an der Yonsei University in Seoul, schreibt als Chefredakteur für die Fachzeitschrift Neurospine und sitzt im Vorstand mehrerer akademischer Gremien.

Porsche 911 als Quelle der Inspiration

Treibstoff für einen Mann mit vielen Talenten, für einen, dessen Leben geprägt ist von Dynamik. Und die Ha Yoon auch beim Thema Auto liebt, und zwar in Form seines silberfarbenen Porsche 911 Carrera S der Generation 997. Eine weitere Quelle der Inspiration. „Ausdauer und Schnelligkeit, Kraft und Tradition, das symbolisiert der 911. Werte, die auch in meiner Kunst auftauchen.“ Und die er täglich ganz real genießt, wenn er seinen Porsche Richtung Campus steuert.

911 Carrera S, 2022, Porsche AG
Verzerrte Realität: Beim Treffen auf der Insel Sevit Some in Seoul inspiriert uns der Neurochirurg und Künstler. Die Fotografie seines 911 Carrera S ist an die Bildsprache seiner Werke angelehnt.

Die 1885 gegründete Yonsei University liegt nördlich des Flusses Hangang. Mehr als 35.000 Studenten starten hier, in einem der größten Wirtschaftszentren der Welt, ihre Karriere. Ein Ort der Gegensätze. Moderne Wolkenkratzer strecken sich in die Höhe, auf dem Berg Namsan leuchtet der knapp 237 Meter hohe Fernsehturm und vernetzt die Stadt mit der Welt. Unten im Zentrum beeindruckt das kulturelle Erbe von Seoul: der Gyeongbokgung-Palast von 1395, der rund 600 Jahre alte Namdaemun-Markt oder das berühmte Bukchon Hanok Village mit seinen 900 traditionellen Häusern. Hier zeigt sich, wie aus der wohlorchestrierten Symbiose aus Tradition und Innovation etwas Neues entstehen kann: Imposanz.

Mit Einbruch der Dämmerung spiegeln sich auf den Fassaden die ersten bunten Lichter der Stadt. Jetzt beginnt auch für Ha die Zeit der Kreativität. Seine Kunst entsteht nachts: draußen pulsierende Reklametafeln, drinnen die Verwandlung des Mediziners in den Künstler. Hat er ein neues Bild fertiggestellt, nimmt es zwei Wege. Ganz klassisch als Druck wird es auf Leinwand sichtbar – der zweite Weg führt in die digitale Welt.

Bildern werden zu Non-Fungible Tokens

Aus den Bildern von Ha Yoon werden dann NFTs, Non-Fungible Tokens. Die dahinterliegende Blockchain-Technologie ermöglicht eine digitale Signatur und damit die bestätigte Einzigartigkeit des digitalen Kunstwerks. „Ich war sofort von der Technologie überzeugt, sie stellt einen Paradigmenwechsel für digitale Kunst dar.“ Hier die persönliche Renaissance des Ha Yoon, dort ein kryptografisches Verfahren, das den Kunstmarkt ins Digitale weitet – und das Ganze auf eine Art, die für Außenstehende ebenso komplex wirkt wie das menschliche Gehirn. Für Ha Yoon also exakt das Richtige.

Info

Weitere Kunstwerke sehen Sie auf Ha Yoons Instagram-Kanal.

Text erstmals erschienen im Christophorus Magazin, Ausgabe 403.

Autor: Philipp Mattheis

Fotografen: Tim Franco, Ha Yoon

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Quelle: Porsche Newsroom

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