München (ots) – Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs hat in der weltweiten Automobilindustrie Fahrt aufgenommen. Doch gibt es deutliche regionen- und länderspezifische Unterschiede. Auch die Automobilhersteller scheinen die Elektrifizierung ihrer Flotten mit sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten voranzutreiben. Vor allem der chinesische Absatzmarkt und Hersteller aus China haben in den letzten Jahren deutlich aufgeholt, auch wenn mit Tesla ein US-amerikanischer Player weiter in einer eigenen Liga spielt. Im Blick auf Einzelstaaten fällt die starke Position kleinerer europäischer Länder auf, die mit zum Teil gewichtigen staatlichen Anreiz- und Infrastrukturprogrammen die Elektrifizierung befördern. Dies sind einige Ergebnisse eines neu entwickelten Elektrifizierungsindex des global tätigen Beratungsunternehmens AlixPartners. Der AlixPartners Automotive-Electrification Index ermittelt künftig quartalsweise die elektrische Reichweite der verkauften Fahrzeuge nach Weltwirtschaftsregionen, Ländern und Autoherstellern. Zusätzlich ausgewertet wird der Elektrifizierungsgrad der verkauften Gesamtfahrzeugflotte.

Die Elektrifizierung in der globalen Automobilindustrie beginnt sich massiv durchzusetzen. Marktanteil und Anzahl der weltweit verkauften batteriebetriebenen Fahrzeuge, Brennstoffzellenfahrzeuge und Plugin-Hybride haben sich seit dem ersten Quartal 2013 bis zum zweiten Quartal 2017 ungefähr versechsfacht. Betrug deren Marktanteil damals noch 0,21 Prozent (Q1/2013), stieg er bis zum zweiten Quartal 2017 auf 1,19 Prozent an. Die Anzahl der verkauften Elektrofahrzeuge wuchs von 41.023 (Q1/2013) auf 260.411 (Q2/2017). Mehr als versechsfacht hat sich laut AlixPartners Automotive-Electrification Index analog dazu auch die insgesamt verkaufte elektrische Reichweite aller Fahrzeuge und erreichte rund 47,5 Millionen Kilometer (Q2/2017) nach 7,3 Millionen Kilometern (Q1/2013). Der zusätzlich in der AlixPartners-Analyse erhobene Elektrifizierungsgrad der verkauften Fahrzeugflotte hält damit nicht ganz Schritt. Er hat sich von 0,08 Prozent auf 0,43 Prozent etwas mehr als verfünffacht. Auch wenn der Trend in beiden Fällen deutlich nach oben weist, ist die Volatilität hoch. Rückgänge in Einzelquartalen sind durchaus möglich. Singuläre Ereignisse können die Fortschritte der Elektrifizierung in der Automobilindustrie merklich hemmen. So führt AlixPartners den deutlichen Rückgang in beiden Analysen im ersten Quartal 2017 auf das vorübergehende Aussetzen staatlicher Anreizprogramme in China zurück.

„Die Elektrifizierung in der Automobilindustrie wird häufig über die Anzahl verkaufter Elektrofahrzeuge gemessen. Mit dem AlixPartners Automotive-Electrification Index haben wir einen Ansatz entwickelt, der die Fortschritte der Elektrifizierung gerade für einzelne Länder und Autohersteller deutlich transparenter, nachvollziehbarer und exakter misst. Der Schlüsselwert in der Berechnung des Index ist dabei die in den jeweiligen Absatzmärkten oder von Autoherstellern verkaufte elektrische Reichweite, also die Strecke, die ein elektrifiziertes Auto ohne Unterstützung durch einen Verbrennungsmotor und ohne Wiederaufladen zurücklegt. Unsere Berechnungen haben ein außerordentlich differenziertes Bild einer Branche im Umbruch ergeben“, kommentiert Elmar Kades, Managing Director bei AlixPartners und einer der Erfinder des Index.

China vom Schlusslicht zur Spitzenposition

Blickt man auf die großen Weltwirtschaftsräume China (in diesem Fall „Greater China“ inklusive Taiwan und Hongkong), Europa, Nordamerika und Japan/Korea, die zusammen 86,3 Prozent (Q2/2017) des weltweiten Kfz-Absatzmarktes ausmachen, fällt die aktuelle Stärke Chinas ins Auge. Im zweiten Quartal 2017 wurden dort laut Index Fahrzeuge mit insgesamt rund 22,5 Millionen Kilometern an elektrischer Reichweite abgesetzt, in Europa mit circa 12,6 Millionen Kilometern kaum mehr als die Hälfte. Nordamerika folgt mit rund 10 Millionen, der Wirtschaftsraum Japan/ Korea mit 2 Millionen Kilometern. Dieselbe Reihenfolge zeigt der Elektrifizierungsgrad der verkauften Fahrzeugflotte, auch wenn die Abstände zwischen den Weltwirtschaftsräumen weniger groß sind. In China beträgt der Elektrifizierungsgrad aller verkauften Autos 0,70 Prozent, in Europa 0,46, in Nordamerika 0,37 und in Japan/ Korea 0,25 Prozent. China vollzieht dabei eine rasante Entwicklung. Sowohl im AlixPartners Automotive-Electrification Index als auch im Hinblick auf den Elektrifizierungsgrad der dort verkauften Fahrzeuge startete China vom letzten Platz und eroberte innerhalb von viereinhalb Jahren die Spitzenposition. In Nordamerika bleibt Tesla ein Solitär und scheint noch keinen Brancheneffekt ausgelöst zu haben. „Sowohl der europäische als auch der nordamerikanische und der japanisch-koreanische Absatzmarkt drohen bei der Elektrifizierung hinter China zurückzufallen. Das ist eine große Herausforderung nicht nur für die Automobilindustrie, sondern auch für die Regierungen vieler Staaten, die voraussichtlich noch stärker über Anreiz- und Infrastrukturprogramme nachdenken werden“, sagt Marcus Kleinfeld, Director bei AlixPartners.

Top-Position von kleinen europäischen Ländern mit hoher Kaufkraft

Dass regulatorische Maßnahmen und staatliche Anreizprogramme dazu beitragen können, die Fortschritte der Elektrifizierung zu beschleunigen, zeigt die Entwicklung in den einzelnen Staaten. Sie liefert ein differenzierteres Bild als der Blick auf die weltwirtschaftlichen Großräume. Zwar kann sich die Volksrepublik China mit knapp 22,5 Millionen verkauften Elektrokilometern (Q2/2017) auch im Länder-Ranking des Index den Spitzenplatz sichern. Beim Elektrifizierungsgrad der Gesamtflotte liegen aber weltweit ganz andere Staaten vorne. So belegen mit Norwegen, Island, den Niederlanden, Österreich, Schweden und der Schweiz eher kleine, europäische Länder, die eine vergleichsweise hohe Kaufkraft aufweisen und zum Teil umfangreiche staatliche Anreiz- und Infrastrukturprogramme aufgelegt haben, die ersten sechs Plätze im globalen Ranking.

Der Elektrifizierungsgrad der in Norwegen im zweiten Quartal 2017 verkauften Autos war mit 11,86 Prozent absolute Spitze. China belegt in diesem Ranking lediglich den neunten Platz, liegt damit aber noch vor den USA (Rang 14) und Deutschland (Rang 15). „Einzelne europäische Länder zeigen, dass man die Elektrifizierung des Automobilmarktes erfolgreich befeuern kann. Auf Basis einer gesunden volkswirtschaftlichen Gesamtsituation können gezielte und stimmige staatliche Programme den Absatz elektrischer Fahrzeuge ankurbeln“, so AlixPartners-Vice President Hannes Weckmann.

Tesla spielt in eigener Liga, chinesische Hersteller holen auf

Tesla führt die Rangfolge der Autohersteller mit großem Abstand an – mit über 10 Millionen verkauften elektrischen Kilometern im zweiten Quartal 2017 hält der Hersteller einen globalen Marktanteil von mehr als 22 Prozent. Auch beim Elektrifizierungsgrad ist Tesla führend und erreicht mit seiner voll elektrifizierten Modellpalette in den untersuchten Quartalen immer wieder die Einhundert-Prozentmarke. Unter diesen Ausnahmewert fällt Tesla nur, wenn die durchschnittliche elektrische Reichweite im verkauften Modellmix bei weniger als 500 Kilometern liegt, dem in der Berechnung des Elektrifizierungsgrads angesetzten Reichweitenstandard der Automobilbranche. Unter die „Top Ten“ der Autohersteller im AlixPartners Automotive-Electrification Index haben sich dabei mit BYD, BAIC, Geely, Zhidou und Jianghuai gleich fünf chinesische Produzenten geschoben. Punkten können auch die Großen unter den Europäern, US-Amerikanern, Japanern und Koreanern. Renault-Nissan, der weltweit drittgrößte Autohersteller, kommt mit 6 Millionen verkauften Kilometern auf Platz 2, General Motors auf Platz 5 (2,64 Millionen Kilometer), Hyundai auf Platz 10 (1,84 Millionen Kilometer); Volkswagen als weltweit größter Automobilhersteller folgt auf Platz 11. Beim Elektrifizierungsgrad der verkauften Autos fallen die Fortschritte chinesischer Hersteller noch stärker auf. Unter den „Top Ten“ sind mit Zhidou, BYD, Zotye, BAIC, Chery, Jianghuai, Jiangling und Geely gleich acht chinesische Hersteller vertreten. Ihre Position haben diese in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut.

Wenig Bewegung bei Europas Herstellern – mit einer starken Ausnahme

Der detailliertere Blick auf die Elektrifizierungsfortschritte der europäischen Hersteller zeigt ein geteiltes Bild. Viele europäische Hersteller konnten die verkaufte elektrische Reichweite in den vergangenen Jahren nicht oder nur vergleichsweise langsam ausbauen. Eine Seitwärtsentwicklung mit einem leichten Wachstum zeigt etwa PSA, Daimler wächst leicht, bei Volkswagen ist eine stärkere Zunahme der verkauften elektrischen Reichweite zu beobachten. Angeführt wird das Feld der Europäer von Renault-Nissan. Insgesamt ist ein eher ruhiges Fortschreiten der europäischen Autohersteller zu beobachten – wovon nur die Entwicklung bei BMW abzuweichen scheint. Die von BMW verkaufte elektrische Reichweite hat sich in den letzten Quartalen vervielfacht und erreichte im zweiten Quartal 2017 mit 2,03 Millionen Kilometern Rang 2 unter den Europäern. Dass BMW eine Sonderrolle einnimmt, wird im Blick auf den Elektrifizierungsgrad der verkauften Flotte nochmals deutlicher: Hier verdrängte BMW sogar den europäischen Spitzenreiter Renault-Nissan im dritten Quartal 2016 und liegt seitdem auf den ersten Platz. Bei Daimler, VW und PSA ist hingegen noch wenig Dynamik in der Elektrifizierung der verkauften Gesamtflotte sichtbar und weist nur eine schwache Tendenz nach oben auf.

„Die Ergebnisse des AlixPartners Automotive-Electrification Index machen deutlich, dass die Elektrifizierung der Automobilindustrie in den Absatzmärkten angekommen ist und viele Automobilhersteller mit der beschleunigten Elektrifizierung ihrer Flotte in das Rennen um Marktanteile gestartet sind. Auch wenn dem chinesischen Absatzmarkt schon aufgrund seiner schieren Größe eine Schlüsselrolle zukommt, zeigt die Entwicklung einzelner europäischer Länder, dass auch in westlichen Märkten für die Autohersteller viel zu holen sein kann. Tesla hat sich als Pionier unter den Herstellern einen Spitzenplatz erarbeitet und scheint diesen zu halten, chinesische Player holen auf, BMW hat große Dynamik in der Elektrifizierung entfaltet. Die Karten können aber schnell neu gemischt werden, wenn die vielen Elektromodelle, die unterschiedliche Hersteller weltweit in der Pipeline haben, auf den Markt kommen. Wir gehen davon aus, dass der AlixPartners Automotive-Electrification Index in den nächsten Quartalen hier einige Überraschungen parat haben kann“, resümiert Elmar Kades.

Über den AlixPartners Automotive-Electrification Index

Der AlixPartners Automotive-Electrification Index misst quartalsweise den Elektrifizierungsfortschritt in der globalen Automobilindustrie und ermittelt dazu die elektrische Reichweite der verkauften Fahrzeuge nach der Formel „Zahl der verkauften Elektrofahrzeuge“ * „Elektrische Reichweite ohne Unterstützung durch Verbrennungsmotor“.

Eine zusätzliche Analyse ermittelt den Elektrifizierungsgrad der verkauften Fahrzeugflotte nach der Formel: „Zahl der verkauften Elektrofahrzeuge“ * („Elektrische Reichweite (ohne Unterstützung durch Verbrennungsmotor) / 500 km“) / „Gesamtzahl der verkauften Autos“. Die Gewichtung um 500 Kilometer entspricht hier dem Industriestandard der Reichweite von Verbrennungsmotoren.

In die Berechnungen des AlixPartners Automotive-Electrification Index einbezogen werden folgende Fahrzeugtypen: Batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEV), Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEV) und Plugin-Hybride (PHEV); ausgeschlossen sind Fahrzeuge mit Hybridantrieb (HEV) ohne Plugin-Option. Die Analyse basiert ausschließlich auf öffentlich zugänglichen Daten, vor allem von IHS Markit und EV-volumes (globale Verkaufszahlen von „Light Vehicles“ und Elektrofahrzeugen). Die in den Berechnungen angesetzten elektrischen Reichweiten der Fahrzeuge beruhen auf Daten von EV-volumes sowie veröffentlichten Informationen der Automobilhersteller.

Über AlixPartners

AlixPartners steht als global tätiges Beratungsunternehmen für die ergebnisorientierte Unterstützung namhafter Unternehmen in komplexen Restrukturierungs- und Turnaroundsituationen und für die Umsetzung anspruchsvoller Ertragssteigerungsprogramme. Branchenexpertise und weitreichende Erfahrung in Geschäftsprozessen in Verbindung mit tiefgreifendem Know-how der finanziellen und operativen Restrukturierung ermöglichen es AlixPartners, auf Herausforderungen in Konzernen, Großunternehmen sowie bei mittelständischen Unternehmen einzugehen. In zahlreichen Fällen haben erfahrene Manager von AlixPartners bei herausfordernden Unternehmenssanierungen interimistisch Führungsfunktionen übernommen.

AlixPartners hat mehr als 1500 Mitarbeiter in weltweit mehr als 25 Büros und ist seit dem Jahr 2003 mit eigenen Büros in Deutschland vertreten. AlixPartners ist im Web zu finden unter www.alixpartners.de

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