Unter dem Motto „Grüner Motorsport“ demonstriert Nissan in Genf, dass Elektroantrieb und Rennsport nicht im Widerspruch zueinander stehen müssen. Der als Europa-Premiere präsentierte Nissan LEAF Nismo RC besitzt alle Attribute eines Rennwagens und erweitert das Einsatzspektrum des Elektroautos um eine ganz neue, faszinierende Facette. Am durch einen gigantischen Spoiler dominierten Heck des Fahrzeugs prangt unübersehbar der Schriftzug Nissan LEAF. In der Tat kommen im LEAF Nismo RC die identischen Batterien und Elektromotoren zum Einsatz, die auch das weltweit erste in großen Stückzahlen produzierte C-Segment-Fahrzeug mit Elektroantrieb, den Nissan LEAF, antreiben. Obwohl die Ingenieure neben den beiden hinteren Türen auch die Rückbank, den Kofferraum, die Audio-Anlage, das Navigationssystem sowie sämtliche Dämmmaterialien samt Bodenteppichen entfernten, blieb die Familienähnlichkeit zwischen Serien-LEAF und Racing-LEAF gewahrt.Doch enden die Gemeinsamkeiten bald – schließlich stehen die Initialen „RC“ für nichts anderes als „Racing Competition“. Daher steckt im LEAF Nismo RC auch das geballte Know-how der Nissan Motorsport-Tochter Nismo. Deren Ingenieure stehen unter anderem hinter den großen Erfolgen der Saison 2011, in der Nissan mit dem GT-R in der japanischen Super GT-Serie und in der FIA GT1-WM Gesamtsiege errang. Für sie ist der LEAF Nismo RC eine Art rollendes Labor für die beschleunigte Entwicklung von Elektrofahrzeugen und aerodynamischen Systemen sowie eine Studienplattform für mögliche „grüne“ Motorsportserien der Zukunft.

Ein echter Rennwagen

Ein Kohlefaser-Monocoque weist den Nissan LEAF Nismo RC als lupenreines Rennfahrzeug aus. Die dreiteilige Karosserie verfügt über abnehmbare Front- und Heckteile, fest fixierte Fenster sowie LED-Scheinwerfer und -Heckleuchten. Für das Design des zweitürigen Rennwagens auf Basis des Serien-LEAF war das Nissan Design Center in Japan zuständig, das ihn in weißem Lack mit blauem Nismo/Zero-Emission-Emblem ins Rennen schickte.

Der Renn-LEAF duckt sich 350 Millimeter niedriger auf den Asphalt als das Serienpendant. Sein Radstand wurde um 99 Millimeter gekappt, dafür ist er aber etwas länger (plus 20 mm) und breiter (plus170 mm) als der LEAF für den Alltag. Auch die Bodenfreiheit wurde reduziert – von 160 auf 60 Millimeter. Das Gewicht sank um 40 Prozent auf nur noch 938 Kilogramm.

Günstigere Gewichtsverteilung und Umstellung von Front- auf Heckantrieb

Auch die Verteilung der einzelnen Baugruppen und das Antriebssystem weichen deutlich vom Genspender ab. So verlegten die Nismo Ingenieure zwecks einer besseren Gewichtsverteilung die Batterie, den E-Motor und den Inverter in die Fahrzeugmitte; zugleich gelangt die Kraft anders als beim Serien-LEAF auf die hinteren statt die vorderen Räder. Sie sind 18 Zoll groß und mit Bridgestone Rennreifen vom Typ P225/40R18 bezogen. Vorne wie hinten erhielt der flüsternde Renner Aufhängungen an doppelten Dreiecksquerlenkern. Und wie es sich für einen „richtigen“ Rennwagen gehört, lässt sich die Bremskraftverteilung vom Cockpit aus verstellen.

Wie der mit zahlreichen Auszeichnungen bedachte Nissan LEAF wird auch der LEAF Nismo RC von einem 80 kW starken Wechselstrom-Synchron-Elektromotor angetrieben, der seine Energie aus einer Lithium-Ionen-Batterie mit 48 Akku-Modulen bezieht. Das maximale Drehmoment beträgt 280 Nm und steht vom ersten Meter an zur Verfügung. Ein Boxenstopp zum Aufladen der Batterien dauert beim Nissan LEAF Nismo RC 30 Minuten – dann sind dank eines Schnellladers (quick charger) die Akkus wieder zu 80 Prozent gefüllt. Da weder CO2 noch andere Abgase anfallen, kommt der Nissan LEAF Nismo RC im Gegensatz zu anderen Rennwagen ohne ein Auspuffrohr aus.

Batterieladung reicht für 20 Minuten im Renntempo

Bei Tests ermittelte Nissan für den LEAF Nismo RC eine Zeit von 6,85 Sekunden für die Beschleunigung von Null auf 100 km/h; die Höchstgeschwindigkeit betrug 150 km/h. Nissan schätzt, dass der LEAF Nismo RC mit einer Batterieladung 20 Minuten lang im Renntempo fahren kann.

Vor den 24 Stunden von Le Mans 2011 fuhr der LEAF Nismo RC einige Demonstrationsrunden um die 13,6 Kilometer lange Strecke. Am Steuer saß Ex-Formel-1- und Le Mans-Sieger Johnny Herbert. Im Juli folgte eine weitere Vorführung vor großem Publikum beim Goodwood Festival of Speed – dem bedeutendsten Motorsport-Meeting der Welt. Und im Januar 2012 erhielten erstmals auch ausgewählte Motor-Journalisten die Chance, dem LEAF Nismo RC  im Autodrom von Dubai den Elektro-Puls zu fühlen.