Handarbeit im Karosseriebau

Manfred Urich blickt über Bremers Schulter und beobachtet seine Handbewegungen ganz genau.

 

Schon feinste Staubkörner können im Aluminiumblech Pickel, Dellen und Kratzer bilden. Deswegen erhält jede Karosserie einen letzten Feinschliff – im Fachjargon „Finish“ –, bevor sie an die Lackiererei übergeben wird. Um dieses spezielle Handwerk zu üben, hat Audi in Neckarsulm im neuen Karosseriebau Schulungsräume, sogenannte Profi-Räume, geschaffen.

Intensives Training für den Audi A8

„Mit der nackten Hand ist es schwierig, Unebenheiten auf der Oberfläche zu erkennen. Deshalb nutzen wir immer diese Handschuhe“, sagt Ralf Bremer, Gruppensprecher im Finish, zu Manfred Urich, der im Profi-Raum neben ihm steht, und zieht sich die weiß-grauen Stoffhandschuhe über. Zum Anlauf des neuen Audi A8 trainiert Bremer mit seinen Mitarbeitern besonders intensiv das Handwerk der Oberflächenbearbeitung.

Handarbeit im Karosseriebau

Im zweiten Schritt bearbeitet Urich die Türmulde mit der Schleifmaschine.

Das Finish erfordert eine so präzise Arbeitsweise, dass sie bisher nur der Audi-Mitarbeiter selbst erfüllen kann und keine Maschine. Jede einzelne Karosserie nehmen sie mit Adleraugen und viel Fingerspitzengefühl unter die Lupe. Ohne die präzise Oberflächenbearbeitung wären diese Unebenheiten später im Lack für das bloße Auge sichtbar. „Im Vergleich zum Menschen arbeitet ein Roboter mit einer Wiederholpositioniergenauigkeit von plus/minus 0,2 Millimeter viel zu grobmotorisch. Der könnte das niemals so präzise wie wir“, sagt Bremer.

„Im Vergleich zum Menschen arbeitet ein Roboter viel zu grobmotorisch .“
Ralf Bremer, Gruppensprecher im Finish

Der Gruppensprecher arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren für Audi – und auch heute schlägt sein Herz immer noch genauso für den Karosseriebau. Bremer stellt sich vor die fertige Karosserie des Audi A8, das Gewicht auf den vorderen Fuß gelagert, den Oberkörper nach vorne gebeugt. Mit langen Hubbewegungen fährt er mit seiner rechten Hand über das silber-graue Aluminiumblech der Seitenwand.

Handarbeit im Karosseriebau

Ralf Bremer kann noch so kleine Unebenheiten auf der Außenhaut der Karosserie mit seinen Händen erfühlen.

Es dauert gar nicht lange, da springt Bremers Begeisterung und Energie auch auf Urich über. Mit seinen Handschuhen streicht er mit der Handinnenfläche über die Außenhaut der Karosserie. Aber es ist gar nicht so leicht, genau den richtigen Druck auszuüben, um die Problemstelle zu finden. „Es ist ein bisschen so, als würde ich mit der Hand über meinen Arm fahren und genau so viel Druck aufwenden, dass ich kleine Hautunebenheiten spüre“, stellt Urich wenig später fest und Bremer nickt zustimmend. „Probier es mal bei den Türgriffmulden. Da gibt es meist auch einiges zu tun!“, fordert er Urich auf.

Der Werkzeugkoffer der Finisher

Urich tastet über die Türgriffmulde, nach ein paar Streifbewegungen hat er eine Unebenheit gefunden. „Nun nimmst du die Karosseriefeile“, sagt Bremer und greift in den Werkzeugkasten, der neben ihm steht, und reicht sie ihm. „Aber Achtung: An jeder Bearbeitungsstelle nimmst du beim Feilen Material ab. Deswegen solltest du jede Stelle gezielt feilen. Nur so kannst du später die Übergänge fließend und gleichmäßig gestalten.“ Urich macht sich ans Werk. Anschließend wird die Stelle mit einer Schleifmaschine mit 6.500 Umdrehungen pro Minute bearbeitet, und so mögliche Feilenkratzer behoben.

 Im letzten Schritt bearbeitet Urich die Fläche mit einer sogenannten Exzenterschleifmaschine – ein runder Schleifteller, der außerhalb des eigenen Kreiszentrums auf- und abschwingend rotiert. „Beim Exzenterschleifer wird das Schleifbild um einiges feiner und die Karosserie-Oberfläche bekommt ein schöneres Schleifbild“, erklärt Bremer. Denn erst wenn die Stelle exzentert ist, sind nach dem Lackieren keine Bearbeitungsspuren mehr erkennbar.

Handarbeit im Karosseriebau

Bremer erklärt Urich die Unterschiede der verschiedenen Schleifmaschinen bei Audi.

Nach sieben Stunden Fühlen, Feilen und Schleifen bekommt Urich eine Vorstellung von der Arbeit, die ihn später im Finish-Tunnel im Karosseriebau erwartet. „Saubere Konturen, ebene Stellen, gleichmäßig gezeichnete Spaltmaße – das ist für mich Premium“, sagt Bremer, als er den Werkzeugkoffer schließt und damit den Feierabend einläutet. „Vielleicht merkt der Audi-Fahrer diese Bearbeitung der Karosserie nicht im Detail. Aber er spürt sie auf alle Fälle in der Gesamtanmutung. Das macht unsere Arbeit auch so wichtig.“  

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Verbrauchsangaben Audi A8 (kommende Generation):Das Fahrzeug wird noch nicht zum Kauf angeboten. Es besitzt noch keine Gesamtbetriebserlaubnis und unterliegt daher nicht der Richtlinie 1999/94/EG. ; Werte variieren in Abhängigkeit von Räder/Reifen  // www.audi.de/DAT-Hinweis

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Quelle: Audi Blog

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