Herr Blume: Mit der Gründung von Porsche Digital, dem Digital Lab oder der Beteiligung bei Startup Autobahn öffnet sich das Unternehmen im Moment stark für Ideen von außen. Wird Porsche damit eine andere Firma?

Uns geht es nicht darum, unseren Charakter zu verändern und Porsche von vorne bis hinten umzukrempeln. Was wir wollen, ist eine systematische Generierung von Ideen über alle Ressorts hinweg sowie ihre schnelle und flexible Umsetzung. Wir wollen Antworten auf drängende Fragen ohne Scheuklappendenken. Wir wollen keine Vermeidungs-, sondern eine Unternehmerkultur im wahrsten Sinne des Wortes. Wir wollen nicht anders werden, wir wollen besser werden. Und da können uns Kooperationen, wie sie hier beispielsweise aus dem Startup Autobahn-Projekt entstehen, nur helfen.

Gilt das nur für Produkte?

Das ist einer von drei großen Irrtümern.

Die wären?

Irrtum Nummer eins: Man glaubt immer, beim Thema Innovation kommt bei uns am Ende ein neues Auto raus. Kann sein, muss aber nicht. Innovationsführer gehen das Thema äußerst facettenreich an. Neben Technologien und Produkten beschäftigen sie sich auch intensiv mit Prozessen, Diensten, Kundenschnittstellen und Partnerschaften bis hin zu Geschäftsmodellen. Irrtum Nummer zwei schließt daran an: Muss das, was ich mache, immer neu, einmalig, revolutionär sein? Keineswegs. Nicht nur der First Mover, auch der Fast Follower kann sehr erfolgreich sein. Porsche hat den SUV nicht erfunden. Aber wir haben daraus einen Porsche gemacht.

Und Irrtum Nummer drei?

Ein ständiger Verbesserungsprozess sei schon innovativ genug. Wir machen alles ein bisschen schneller, leichter, günstiger. Ich meine, wir müssen auch den Mut haben, fundamentale Dinge infrage zu stellen. Ohne den gäbe es den Porsche Mission E nicht.

Wie muss ein Vorstandsvorsitzender sein, um Dinge voranzubringen, die ein Unternehmen von Grund auf verändern?

Persönlich bin ich der festen Überzeugung, dass man Veränderung, wie wir sie gegenwärtig umsetzen, weder allein noch mit einzelnen Maßnahmen erreichen kann. Dazu bedarf es schon etwas mehr – einer überzeugenden Mannschaft, Ideen, Mut, Leidenschaft, einer durchdachten, ständig angepassten Strategie. Wichtig ist, zu erkennen, was zu tun ist. Und das dann anpacken, vorleben und Verantwortung übernehmen. Das beginnt bei mir persönlich. Nur derjenige, der Sinn für Verantwortung hat, wird auch in der Lage sein, Dinge zu verändern, voranzutreiben. Genau das ist unser Ziel: Wir wollen Porsche verändern, und zwar ohne das zu vernachlässigen, was uns stark gemacht hat.

Heißt was?

Ein Beispiel: Eine Wurzel von Porsche ist der Rennsport. Unsere Erfahrungen und Erkenntnisse aus Jahrzehnten Rennsport mit Tausenden von Siegen übertragen wir nun auf die Formel E. Wir nehmen also wieder eine neue Herausforderung an, bleiben aber unserer Linie treu: Rennsport ist für uns dazu da, bessere Autos für die Straße zu entwickeln. Genauso ist es bei der Formel E, das ultimative Testlabor für unsere Elektrifizierungsstrategie. Die Zukunft des Sportwagens vereint unsere Tradition und unsere Werte mit neuen, nachhaltigen Technologien und einem hochemotionalen Fahrerlebnis. Der Mission E wird gleichzeitig das sportlichste wie das technologisch anspruchsvollste Fahrzeug seiner Klasse sein. E-Mobilität, Porsche-Performance und Fahrspaß sind keine Gegensätze. Das alles gehört für uns zusammen.

Ähnliche Artikel

Vierdimensionale Weiterentwicklung
19.02.2018

Entwicklungsvorstand Michael Steiner über den Aufbruch in ein neues Zeitalter der Mobilität.

Porsche & Audi: gemeinsame E-Auto-Architektur
12.02.2018

Die Premium-Hersteller vertiefen ihre Entwicklungskooperation hinsichtlich Elektroautos.

„Der Mission E kommt Ende des Jahrzehnts“
03.02.2016

Interview mit Porsche-Chef Oliver Blume über den Mission E.

Quelle: Porsche Newsroom

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert