Eine Liebesgeschichte in zwei Takten

Albine und Walter Wilde mit dem Auto Union 1000 SP: Der Oldtimer erinnert die beiden an die Anfänge ihrer Liebesgeschichte und ihr Familienglück.

Walter Wilde verliebte sich vor 51 Jahren in einen Auto Union 1000 SP und erfüllte sich mit dem Kauf des Neuwagens einen Traum. Dann verliebte er sich in seine Frau und gründete eine Familie. Die Zeit veränderte vieles, das Auto blieb.

Die Romanze begann etwas holprig. Eigentlich hatte sich Walter Wilde schon gegen sein Traumauto entschieden. Das „Vernunftauto“, der solide DKW Junior, war bereits bestellt. Der war Anfang der 60er Jahre das übliche Fortbewegungsmittel der Werksangehörigen der Auto Union, keineswegs ein Statussymbol, anders als der 1000 SP.

Autoliebe: Wenn das Herz über die Vernuft siegt

Doch der Junggeselle Wilde folgte seinem Herzen. Er entschied sich spontan um und zahlte einen schnittigen 1000 SP an. Vernünftig war die Entscheidung nicht. „Für den Preis des 1000 SP hätte ich zwei DKW Junior bekommen“, erzählt der heute 75-Jährige.

Er wählte mit dem Auto auch ein Image: Der 1000 SP war ein Auto wie der amerikanische Traum. Wie bei einem US-Straßenkreuzer stehen die Flossen auf dem Heck des Wagens. Die Kombination aus weißem Lack und rotem Kunstleder-Interieur zog zusätzlich die Aufmerksamkeit auf sich. Der 1000 SP, Spitzname „Sputnik“, ist eine echte Schönheit und kommt – trotz oder wegen des Zweitaktmotors – rasant daher. Nicht unbedingt ein Auto für einfache Ingenieure der Auto Union wie Walter Wilde.

„Ein Angeberauto war das“, sagt Albine Wilde. Die Bankkauffrau kannte den 1000 SP ihres späteren Mannes – noch bevor sie den Fahrer kannte. In ihrem Heimatort nahe Ingolstadt hatte sich schnell herumgesprochen, dass ein neu zugezogener Düsseldorfer Ingenieur den weißen Schlitten fuhr. „Kennenlernen wollte ich den bestimmt nicht“, erinnert sie sich lächelnd.

Durch Zufall lernten sich Walter und Albine dennoch kennen und – trotz Angeberauto – lieben. Albine merkte schnell, dass sie in der Beziehung mit Walter nicht allein war – Sputnik war immer dabei. So bestand ihr Mann am Hochzeitstag darauf, das Hochzeitsauto – seinen 1000 SP – selbst zu fahren. „Das war damals sehr unüblich“, erzählt die 71-Jährige. Mit Sputnik fuhren die Wildes anschließend in die Flitterwochen durch die Schweiz, Österreich und Südtirol.

Die Familie wächst – und der 1000 SP mit ihr

Als Sohn Gerhard geboren wurde, brachte ihn Sputnik aus dem Krankenhaus nach Hause. Gerhard wuchs mit und in dem Raketenauto auf. Bei langen Fahrten zu Bekannten erhitzten die Eltern sein Babyfläschchen am Motorblock. „Das muss Spuren bei Gerhard hinterlassen haben“, sagt Albine Wilde lächelnd. Ihr Sohn ist heute selbst Oldtimerfan und Audi-Mitarbeiter.

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Sputnik spielte von Anfang an eine tragende – und fahrende – Rolle in der Familie. Dabei war der 1000 SP sicher nicht als Familienkutsche konzipiert. Die Wildes wussten sich zu helfen. Wenn sie in den Urlaub fahren wollten, hängten sie kurzerhand einen kleinen Gepäckanhänger hinten dran. Das Gepäck der ganzen Familie – mittlerweile hatten die Wildes zwei Söhne – hätte nie ins Auto gepasst. So wuchs das Auto mit der Familie.

In den 70er und 80er Jahren wurde der 1000 SP altmodisch und zog deshalb – ein weiteres Mal – die Blicke auf sich. Das bewog die Wildes aber keineswegs dazu, das Auto zu verkaufen. Sputnik verwandelte sich von selbst in einen Youngtimer und wurde schließlich – nach 30 Jahren in der liebevollen Familienobhut – zum Oldtimer, zumindest auf dem Kennzeichen. „Für mich ist das Auto kein Oldtimer“, sagt Albine Wilde. „Für mich ist das ein Stück Erinnerung, ein Stück Jugend.“

Eine Liebesgeschichte in zwei Takten

Walter und Albine Wilde besitzen mittlerweile acht Old- und Youngtimer.

Mittlerweile besitzt die Familie acht Old- und Youngtimer und ein DKW-Motorrad. Dabei hatten sie nie geplant, Sammler zu werden. Walter Wilde hatte einfach ein Auto gekauft, es gehegt und gepflegt. Er verbrachte von Anfang an viel Zeit mit seinem Sputnik, kennt jede Schraube, jedes Teil. Wenn der Zweitaktmotor losknattert, hört er manchmal ein kleines Pfeifen. „Das ist der Keilriemen“, erklärt Albine Wilde. „Er nennt ihn seine Hexe.“

Für Albine Wilde, die anfangs alles andere als autoaffin war, war Walters Leidenschaft für seine Rakete nicht immer einfach. „Ich liebe mein Auto sehr“, gibt Walter Wilde zu. „Aber meine Frau liebe ich mehr.“

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Quelle: Audi Blog

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